transaction failed 05. April 2022

Axiom

Am Self-Checkout in der Migros wurde einmal meine Karte nicht angenommen und der Kartenleser war auf Englisch eingestellt und schliesslich stand dann "transaction failed" auf dem Bildschirm. Ich dachte darueber nach, warum das so aehnlich klingt wie "trans action failed" und ich konnte an nichts mehr anderes denken.

Konzept

Im Supermarkt ueberschlagen sich Realitaeten. Mit einem Schritt wechseln Menschen von der Aussenwelt ins Kuenstliche: Im Supermarkt haben alle eine feste Rolle. Feste Ablaeufe, die uns seit der Kindheit eingebrannt wurden, sind einzuhalten. Ich weiss, wie ich Obst abwaegen soll. Ich weiss, wie ich das Personal gruessen darf. Und gleichzeitig reflektiert der Laden mich. Ich sehe meinen Koerper im spiegelnden Boden und meine Identitaet in den Waren, die ich in meinen Korb lege.
Was passiert, wenn ich mich nicht mehr an die Regeln halten kann? Was passiert, wenn ich an der Kasse herausfinde, dass ich kein Geld dabeihabe und die Welt aus den Fugen geraet?

transaction failed ist innerhalb eines dreitaegigen Game-Jams entstanden und ist mein erstes Spiel. Ich hatte damals noch keine Programmierkenntnisse, weshalb ich mit der Online-Engine "Bitsy" transaction failed entwickelte. Mit dieser Engine sind nur drei Farben gleichzeitig darstellbar, waehrend pro Tile bloss 8 x 8 Pixel erlaubt sind. Diese Einschraenkungen dienten mir als passendes Gefaess, um eine dialogische Geschichte mit einer klaren visuellen Orientierung spielbar zu machen.

Story

Die Spielfigur heisst yellow. Das Spiel startet mitten in einem Supermarkt. Ziel ist es nun, aus diesem Supermarkt zu entkommen. Das Problem: yellow hat kein Geld dabei und wird deshalb von der automatisierten Kasse nicht vorbeigelassen. yellow muss sich also einen anderen Weg suchen, wobei der Supermarkt raeumlich schnell in unlogische Korridore, Treppen, Parkhaeuser und Schwimmbaeder auseinanderfaellt. yellow wird konstant von den herumliegenden Produkten gespiegelt. Dabei trifft yellow auch waehrend der Flucht auf andere Kund*innen und altbekannte Gesichter aus der eigenen Vergangenheit. Wie der Titel des Spiels schon andeutet, ist yellow trans & non-binaer und diese Andeutung findet auch innerhalb der Dialoge statt. Genau diese Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und der (Schweizer) Umwelt ist das Hauptthema der Flucht aus dem Supermarkt. Gegen Ende wird klar, dass die Flucht und der schliessliche Ausbruch eigentlich der Weg zur Selbstverwirklichung war.

Mit transaction failed habe ich herausgefunden, dass ich es liebe ueber das Medium "Videospiel" Geschichten zu erzaehlen. Zuvor habe ich das vor allem innerhalb von Kurzgeschichten und Romanen gemacht.

Gameplay

Mittels der Pfeiltasten wird die Spielfigur von Tile zu Tile bewegt. Mit pinken Objekten kann interagiert werden, indem yellow auf sie zu laeuft. Es startet ein Dialog zwischen dem Objekt und yellow.
Spieler*innen muessen den Zugang zum naechsten Raum finden, damit der Bildschirm ins naechste Level wechselt. Dafuer muss nichts getriggert werden. Fast alle Dialoge sind freiwillig und die Spieler*innen bestimmen ihr eigenes Spieltempo.

Grafik & Musik

Die Pixel-Grafiken habe ich innerhalb der Engine erstellt. Mit den simplen Sprites und den drei festen Farben entsteht eine stark abstrahiertes Bild eines echten Supermarktes. Die Dialoge verbinden die Spielwelt mit ihrer alltaeglichen Sprache mit der Lebenswelt der Spieler*innen.
Ich habe mich bemueht yellows Flucht laessig und mit Witz zu erzaehlen ~ Mit Farben und Grafiken, die eine niedliche und quirlige Atmosphaere schaffen, welche auf den ernsten Inhalt der Dialoge trifft. Im Hintergrund spielt waehrenddessen ein leicht gespenstischer Chiptune-Track, um einerseits den Pixel-Look auditiv zu reflektieren und andererseits den Spieler*innen nahezulegen, dass hier etwas nicht stimmt. Den Track habe ich im Tracker Renoise produziert.